Karl Drews
Schauspieler, Regisseur. Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Hingerichtet.
Lebenslauf
Karl Drews wurde am 29.10.1901 in Triest geboren. Sein Vater wirkte dort als Maschinenoffizier bei Lloyds. Schließlich zog die Familie nach der Pensionierung des Vaters nach Graz. Er besuchte dort das Gymnasium und das nachmalige Konservatorium für Violine. Später trat er eine Banklehre an, begann aber gleichzeitig bereits Schauspiel zu lernen.
Varietétheater, Marionettentheater und Kabarett
Er war bemüht, die damals in Graz unbekannte aus Paris und Berlin kommende Form des Varietétheaters bekannt zu machen. Bald kam es zur Einstellung dieses Genretheaters, nachdem anfangs durchaus positive Reaktionen erzielt wurden. Anfang der 1920´er Jahre hatte er große Erfolge mit einem Marionettentheater, das im Rahmen seiner Mitwirkung bei der Vorläuferorganisation der Grazer Sezession (Werkbund Neuland) etabliert werden konnte. Er agierte schon in den 1920´er Jahren als Regisseur und Schauspieler an verschiedenen deutschsprachigen Bühnen in der Tschechoslowakei (Brüx, Gablonz, Ostrau), in Salzburg, Linz und Leoben). Mitte der 1920´er Jahre, mit der beginnenden Arbeitslosigkeit, kehrte er nach Graz zurück. Er inszenierte u.a. das Antikriegsstück “Die Gekreuzigten” nach Alexander Stern. Zu dieser Zeit trat er dem in Gründung befindlichen “Steiermärkischen Schriftstellerverband” bei, und leitete das diesbezügliche Kabarettprogramm.
Karl Drews war es ein Anliegen, als Obmann des Vereins arbeitsloser Schauspieler mit Behörden und dem Bühnenverein zu verhandeln, sodass diese sich intern weiterbilden konnten und die Möglichkeit erhielten, an verschiedenen Bühnen aufzutreten.
Beginnendes politisches Engagement
Sein politisches Engagement begann ebenfalls Mitte der 1920´er Jahre. Er trat zunächst bei Veranstaltung der Trotzkisten auf. Ende der 1920´er Jahre wechselt er zur KPÖ. Als Obmann und Regisseur in einer Person wird er für den “Proletkult” tätig. Dieses Arbeiteragitationstheater tritt im Rahmen von Veranstaltungen der KPÖ, der Roten Hilfe, dem Bund der Freunde der Sowjetunion und der Internationalen Arbeiter Hilfe (deren Delegierter er beim 8.Weltkongreß 1931 in Berlin ist) auf.
Von Zagreb wieder zurück nach Graz
1932 verschlägt es Drews nach Zagreb, wo er Direktor der Opern- und Schauspielschule wird. Im Zuge des verschärften Vorgehens gegen Ausländer wird er als unerwünschter Ausländer aus Jugoslawien abgeschoben. 1935 kehrt er daher in das von Arbeitslosigkeit und Diktatur gebeutelte Graz zurück, wo er Leiter des Orpheum wird, das damals als Kleinkunstbühne mit Revuen geführt wurde.
Daneben gründet er eine eigene Film- und Schauspielschule. Der “berühmteste” seiner damaligen Schüler ist Carl Möhner.
Erste Verhaftung mit bald darauf folgender Freilassung
Gegen Ende des Staates Österreich wird er Mitglied der Vaterländischen Front, der Regierungspartei, und beteiligt sich bei Aktionen der Sozialen Arbeitsgemeinschaft (SAG).
Seine Frau wird von der Gestapo verhaftet. Zu diesem Zeitpunkt ist Karl Drews auf dem Weg nach Frankreich, weil er dort als Regisseur arbeiten will. Er kehrt zurück. Während seine Frau bald darauf nach Großbritannien ausreist, bleibt er in Graz.
1938/39 wird er vom NS-Theaterbetrieb noch einmal in kleineren Rollen als Schauspieler und Inspizient an der Grazer Oper engagiert. Unmittelbar nach seinem ersten Auftritt an der Grazer Oper in Kleists “Prinz Friedrich von Homburg” wird er im Zuge einer großen Verhaftungswelle gegen bekannte Kommunisten verhaftet, wenige Tage später wieder freigelassen.
Das Aufrollen des Widerstands-Netzes
Drews versucht aus Graz weg zu kommen und an einer deutschen Bühne ein Engagement als Regisseur zu bekommen. Da ihm das nicht gelingt, nimmt er im Dezember 1939 in Leibnitz eine Arbeit als Finanzbeamter an, wird aber, da er politisch unzuverlässig ist und gegenüber ArbeitskollegInnen von seiner politischen Einstellung nicht abweicht und sie über den wahren Geist des Nationalsozialismus aufklären will, nach einer Anzeige, wieder entlassen.
1940 wird er Versicherungsvertreter. Er versucht, die steirische Landesleitung der KPÖ gemeinsam mit Dr. Franz Weiß und Josef Neuhold neu aufzubauen. Es wird in diesem Zusammenhang ein richtiggehendes Widerstandsnetz geknüpft, das über Graz hinausgeht. Er ist auch mit Herbert Eichholzer in Kontakt, der einen Kontakt nach Wien ermöglichte. Eichholzer erhielt von höherer Stelle der KPÖ den Auftrag, in Graz die kommunistischen Verbindungen wieder aufzubauen und Kontakte zwischen Klagenfurt und Agram einzurichten. Durch den Kontakt über Eichholzer nach Wien wurde das Netz aufgerollt.
Widerstand, Verhaftung, Verurteilung und Hinrichtung
Karl Drews wurde gemeinsam mit Dr. Franz Weiß, Josef Neuhold und DI Herbert Eichholzer Anfang Februar 1941 verhaftet. Am 28. Juli 1942 erfolgte die Verurteilung zum Tode, gemeinsam mit Weiß und Neuhold. Am 7. Oktober 1942 wurde er im Landesgericht 1 hingerichtet. Dr. Franz Weiß Hinrichtung erfolgte ebenfalls am 7. Oktober 1942. An Josef Neuhold war das Todesurteil bereits am 25.8.1942 vollstreckt worden. Die Hinrichtung von Herbert Eichholzer folgte am 7.1.1943.
Abschiedsbrief von Karl Drews an seine Mutter kurz vor seiner Hinrichtung
"Mein innigst geliebtes Mutterle! Meine Epistel vom 12.9.1942 hast du nicht erhalten, da angeblich meine Reflexionen über Alimentation und Justifizierung inkriminierende Ausdrücke enthalten haben sollen. Das tut mir sehr leid. Vielleicht bekommst du jetzt den Brief nach. Mein liebes, gutes, goldiges Mutterle. Inzwischen wirst du ja schon erfahren haben, dass ich hingerichtet werde. Mein Mutterle, nur den Schmerz, den ich dir zugefügt habe, fühle ich..."
Quelle: Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. Band 1, Seite 208. Wiener Stern Verlag 2016
Aus dem Urteil
“Zu einer besonderen Tätigkeit kam es aber erst im Sommer 1940, als der Diplom-Ingenieur (Herbert) Eichholzer, ein Jugendfreund des Drews, in Graz auftauchte. (…) Drews kam mit ihm zusammen und, nachdem er sich überzeugt hatte, dass Eichholzer seine politische Auffassung teilte, berichtete er ihm über seine eigene Tätigkeit, insbesondere, dass er im kleinen Freundeskreis im kommunistischen Sinne arbeite. Er unterrichtete ihn ferner von der Festnahme illegal tätiger Kommunisten in Mürzzuschlag, behauptete, dass er durch die von ihm geführte Gruppe Intellektueller auf etwa 5000 Arbeiter Einfluss habe, und erzählte ihm von der angeblichen staatsfeindlichen Einstellung großer Teile der Arbeiterschaft. Eichholzer stimmte seinem Vorhaben, die kommunistische Organisation wieder aufzubauen zu und unterrichtete ihn über die Einstellung der kommunistischen Parteileitung zu dem deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt. Das Ergebnis dieser Zusammenkunft war, dass Drews sich nunmehr entschloss, die illegale Arbeit in verstärktem Maße aufzunehmen.”
Gedenkstein
Am 17. Juli 2015 wurde in Graz - Elisabethstraße 14 - ein Stolperstein für Karl Drews verlegt.
Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien
Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich sein Name auf einer der Gedenktafeln.
Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof
Fälschlicherweise ist der Name am Gedenkstein mit “Trews” angegeben.
Gruppe 40, Reihe 25, Nr 58
In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.
Quellen und Bildnachweise
- Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
- Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. 4 Bände. Wiener Stern Verlag 2016
- Porträtbild: Willi Weinert oder Wiener Stern Verlag
- Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
- Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
- Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung
- KPÖ Steiermark: KARL DREWS – KURZBIOGRAFIE
- Wikipedia: Liste der Stolpersteine in der Steiermark
Hauptwerke zur Gruppe 40
- Willi Weinert, „Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer“. Biografien der im Wiener Landesgericht hingerichteten WiderstandskämpferInnen gegen das NS-Regime. Ein Führer durch die Gruppe 40 am Wiener Zentralfriedhof. 4. Auflage Wiener Stern Verlag 2017
- Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. 4 Bände. Wiener Stern Verlag 2016
Weiterführende Informationen
- DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
- Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
- Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
- DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
- Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
- Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
- Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
- Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964
Web-Hinweise
- www.sternverlag.at - Wiener Stern Verlag
- www.doew.at - Dokumentationsarchiv des österr. Widerstands
- www.kz-verband.at - KZ-Verband/VdA
- www.freiheitskämpfer.at - Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen
- www.oevp-kameradschaft.at - ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten
- www.nachkriegsjustiz.at - Zentrale österr. Forschungsstelle Nachkriegsjustiz
- www.archiv.wien.at - Wiener Stadt- und Landesarchiv
- www.friedhoefewien.at - Friedhöfe Wien